Wohnmobiltour durch Schweden
8. Bromölla Camping & Vandrarhem
10. Streckenverlauf
Evedals Camping Växjö – Bromölla Camping & Vandrarhem
123 km
15. September 2020
Der letzte Campingplatz auf meiner Reise war in Bromölla der Camping & Vandrarhem (Jugendherberge). Hier war echt klar geregelt, von 22 bis 5 Uhr Nachtruhe. Und das war auch so, totale Stille nach halb 11 Uhr abends. Der Platz lag am Ivösjön und schon in der Provinz Skane bzw. im Landscape Schonen. Die Landschaft von Schonen mag ich so sehr, schon in den Beschreibungen bei Mankell. Diese weiten Landschaften, dieses landschaftliche Flair, die so eine Harmonie versprühen und in einem Licht gezaubert sind die einem schon sehr wehmütig aber im positiven Sinne macht. Oder ich würde es sogar so ausdrücken: eine tiefe, innere Zufriedenheit und Entspannung stellt sich ein und das Fahren oder verweilen wird einfach zum Genuss. Hier und rund um Ystad findet man viele große Höfe und Anwesen mit Pferdegestüten. Die Pferdewirtschaft war hier schon früher ein wirtschaftlicher Zweig.
Bevor ich aber auf den Campingplatz fuhr, machte ich noch einen Abstecher, ich steuerte von Växjö aus also direkt Sölvesborg an. Ich stellte mich an der Schlossruine mit dem Wohnmobil hin und schnallte das Fahrrad ab. Es war ein herrlicher sonniger Tag, die Temperaturen waren so angenehm wie im Frühjahr. Es war um die Mittagszeit rum, als ich dort ankam. Mit dem Rad war ich schnell im Centrum von Sölvesborg, trotzdem ich schon mal da war, fand ich wieder schöne Ecken, die ich interessant fand. Da war dieses schöne Cafe, was von aussen so unscheinbar aussah aber einen großen Garten mit alten Bäumen hatte, der sofort zum verweilen einlud. Und von 11 bis 15 Uhr war ja Lunch. Also nahm ich das Dagensmenyn. Ein hervorragend gebackener Fisch mit Kartoffeln. Salat, Kaffee und Kuchen gehören ja immer dazu. Das kann man sich am Buffet immer nehmen, genauso wie alkoholfreie Getränke. Und da es schon ziemlich warm war, hatte ich auch ordentlich Durst.
Dann hatte ich einfach noch Lust und Zeit durch Sölvesborg zu fahren und mir verschiedene Dinge anzuschauen. Auch ein anderes schönes Cafe musste mich für ein Päuschen willkommen heißen. Fika (die schwedische Kaffeepause) geht ja immer. Auch bin ich wieder, wie genau vor einem Jahr über die Sölvesborgsbron geradelt. Es ist eine lange Fahrradbrücke.
...einmal radeln über die Sölveborgsbron 
Die Fußgänger- und Fahrradbrücke über Sölvesborgsviken ist mit 760 Metern die längste Fußgänger- und Fahrradbrücke Europas.
Interessante Fakten zur Sölvesborgbrücke
- Verantwortlicher Designer: Stål & Rörmontage AB, Sölvesborg
- Beleuchtung: Beleuchtungsarchitektur, Stockholm
- Hauptauftragnehmer: PEAB Sverige AB und Steel and Pipe Assembly
- Länge: 760 Meter
- Breite: 3,5 Meter
- Gesamtgewicht: ca. 700 Tonnen
- Die Bögen sind 17 Meter hoch.
- Investitionskosten:
50 Mio. SEK. - Die Brücke besteht u.a. von:
600 Tonnen Stahl
50 Tonnen Bewehrung
2 Tonnen Schraube, Mutter und Unterlegscheiben
500 Kubikmeter Beton
7,5 km Geländer
4 km Pfähle Die
Brücke hat 4 Aussichtspunkte. - Die Brücke wird mit energieeffizienter LED-Beleuchtung beleuchtet.
- Der erste Spatenstich für die Brücke erfolgte im September 2011.
- Es wurde im Dezember 2012 für den Verkehr freigegeben.
- Im Mai 2013 feierten wir die Fertigstellung der Bronze mit einer Brückenparty.
Und so habe ich noch einen schönen Tag in Sölvesborg verbracht, einer Stadt, die so angenehm und entspannend ist.
Ich fuhr am späten Nachmittag los und merkte erst da, dass ich einige Stunden zeitlos treibend verbracht habe…ist ja schließlich Urlaub.
In Bromölla angekommen, was wirklich nur 15 Minuten von Sölvesborg entfernt war, baute ich meinen Campingsessel und den Tisch mit wenigen Handgriffen auf und machte mir einen Kaffee und paffte genüßlich eine Moods. Ja, ein wahrlich schöner Tag. Bis jetzt.
Da der Platz sehr nah am Ivösjön lag hatte ich vor, hier den Sonnenuntergang in Zeitraffer mit der Kamera und dem Gimbal aufzunehmen. Ich lief also runter an den See. Auch hier waren wieder schnatternde Enten. Und ich dachte wieder so bei mir, die kommen sicherlich wieder zu mir, und so war es auch. Zu schön. Und hier gab es freche Barn. Freche Kinder. Auf dem Plats war auch ein Scoutcamp. Das sind Pfadfinderlager. Die Jungs warfen Stöcke nach den Enten im Wasser, der Mann, welcher für die Jungs zuständig war rügte sie dafür. Dann nahm ich mein Video auf und ich bemerkte wie ein Mann die ganze Zeit umherlief und ebenso den See fotografierte. Nichts ungewöhnliches. Es sah ja auch wirklich toll aus, wie die Sonne langsam am Horizont in kräftigen roten Farben verschwand. Dann plötzlich lief er mir durch das Bild. Irgendwann fragte er auch höflich ob er sich setzen könne. Ich bejahte und so fingen wir ein lockeres aber irgendwie merkwürdiges Gespräch an. Im Nachhinein, kam ich mir doch wieder viel zu redselig vor. Denn ich erzählte freimütig von meiner Reise mit dem Husbil (Hus=Haus + Bil=Auto = Wohnmobil) und das ich alleine unterwegs bin. Sonst ist sowas kein Problem, den in Nynäshamn freute sich auch ein älterer Herr über ein Gespräch und staunte über meine Reisepläne. Das war dieser Mann, der den kleinen sooo süßen Welpen dabei hatte, der sich doch sofort an mein Bein kuschelte. Leider traf ich ihn früh bei der Abreise nicht mehr, denn es war scheußliches Regenwetter. Da geht auch kein kleiner Welpe vor den Wohnwagen.
Abgeschweift. Dieser Mann also, der sich als Magnus vorstellte, war schon sehr nett und zurückhaltend. Aber was irgendwie komisch war, er war völlig emotionslos, da war keine Mimik im Gesicht erkennbar woraus man schließen konnte, wie er das Erzählte aufnimmt, positiv oder negativ, gut oder schlecht. Ich hatte doch schon ein komisches Bauchgefühl, denn Schweden suchen normalerweise keinen Kontakt und von sich hat er ja auch nicht viel erzählt. Er selber wohnt im Ort drüben, also in Bromölla und arbeitet in einer Husbilfabrik, wo er die Gasheizungen herstellt für Wohnmobile. Vielleicht wollte er auch nur ein nettes Gespräch haben und Kontakt suchen. Aber es passte einfach nicht ins Bild von Schweden, da ich nun wirklich schon Erfahrung sammeln konnte, kann ich das auch so sagen. Es wurde auch schon immer dunkler, die Sonne war fast am Horizont verschwunden, Menschen waren auch keine mehr am Strand. Und er schaute sich auch öfters noch um. Das war auch merkwürdig. Als er dann aber fragte, ob ich denn schon zu Abend gegessen hätte, läuteten bei mir sämtliche Alarmglocken und ich verabschiedete mich schnell und höflich, schaute im laufen, ob er nicht sieht wo ich campe. Vielleicht habe ich auch zu viele skandinavische Krimis gesehen . Aber mir sagt, ein Bauchgefühl trügt nicht und ich kann sagen, ich habe Menschenkenntnis. Das beschäftigte mich doch noch eine ganze Weile, aber ich machte es mir gemütlich im Wohnmobil und rief Wolfgang an und erzählte ihm davon.