💚 Woche 2
Freitag, 21. Mai, Samstag, 22. Mai und Sonntag 23. Mai 2021 – First Camp Fläsian Sundsvall
Freitag nach Sundsvall aufgebrochen. Fahrzeit laut Maps war 2 Stunden 43 Minuten für 245 Kilometer angegeben. Ich wollte aber definitiv eine Pause machen und hielt in Söderhamn an, ging was essen und durch die Einkaufspassage schlendern. Nichts weltbewegendes hier. So richtig anheimelnd war das nicht, also entschloss ich mich direkt nach Sundsvall – die Stenstad hinein zu fahren und mir schon mal für den nächsten Tag einen eventuellen Plan zurechtzulegen, was ich anschauen möchte. Doch heute zum Sonnabend, den 22. Mai, war ich etwas unorientiert oder auch irgendwie platt. Ich hatte mir die Höga Kusten Bron eigentlich zum anschauen vorgenommen. Aber wenn man zum Naturpark Skuleskogen fährt wären es auch 2 Stunden gewesen und dann sollte man dort auch wandern gehen. Das war für die kurze Zeit aber nichts für mich. Hätte ich vielleicht anders planen müssen. Alles kann ich nun mal nicht auf einmal sehen. 🙂 Also entschloß ich mich doch Sundsvall anzuschauen und den Blick nach oben an den Häusern zu richten. Das war ein guter Entschluss und ich fand wirklich sehr viele schöne Details an den alten Häusern die nach dem großen Brand neu aufgebaut wurden – nun aber aus Stein.
Sundsvall, eine der schönsten Städte Schwedens
Über Sundsvall gibt es so viele nette Dinge zu sagen. Die Innenstadt gilt oft als Schwedens schönste. Gleichzeitig ist Sundsvall eine ausgeprägte Outdoor-Destination, und zwar im Sommer wie im Winter. Und dann ist Sundsvall auch Startpunkt des 580 km langen Pilgerwegs von Küste zu Küste: Der St. Olavsleden führt bis nach Trondheim in Norwegen. Schließlich hat Sundsvall stadtnah noch zwei Berge zu bieten: Norra Berget hat ein wunderschönes Freilichtmuseum, während Södra Berget ein Paradies für Jogger und Wanderer, Skifahrer und Skilangläufer ist. Was soll man nun als erstes nennen, wenn man Sundsvall beschreiben will? Ich denke, es ist diese Mischung aus großartiger Stadt und ganz leicht erreichbarer Natur.
“Stenstan”, die Innenstadt
1888 war Sundsvall das weltgrößte Handelszentrum für Holzprodukte. Der Stadt ging es gut, sie war reich und hatte sogar Geld für ein Krankenhaus. Ungewöhnlich auch: Es gab gleich mehrere lokale Zeitungen. Man nannte Sundsvall damals “Klein-San Francisco”.
Der Sommer in jenem Jahr muss dem Hitzesommer 2018 geglichen haben. Im ganzen Juni hatte es nicht geregnet. An Mittsommer, dem 25. Juni, war es überall trocken. Es reichte ein Funke von einem Dampfboot, das seine Maschine mit Holz statt mit Kohle befeuert hatte. Starker Wind kam hinzu. Im Nu stand die ganze hölzerne Innenstadt in Flammen. Innerhalb von acht Stunden brannte sie komplett ab. 9.000 Menschen waren ohne Dach über dem Kopf.
1890 entschloss man sich, die Stadt neu aufzubauen, diesmal aber in Stein statt in Holz. Der Zufall wollte es auch, dass just zu jener Zeit der Stockholmer Strandvägen mit seinen luxuriösen Steinhäusern fertiggestellt wurde. Die Arbeiter und Architekten von dort brauchten nur nach Sundsvall weiterzuziehen. Es waren absolute Experten darunter, z. B. Stukkateure aus Italien.
Wenn Ihr heute am Stora Torget in Sundsvall steht, richtet den Blick an den Hausfassaden nach oben. Schaut Euch die reich dekorierten Gauben und Dächer der Steinhäuser an. Bei all der Pracht werdet Ihr verstehen, warum viele Schweden heute Sundsvall für die schönste Stadt des Landes halten. 2017 kam sie in einer entsprechenden Umfrage auf Platz eins.
Dieses Zentrum mit 600 Steinhäusern nennt man Stenstan, also die Steinstadt. Die Touristeninformation im prunkvollen Stadshuset am Stora Torget ist zugleich Besucherzentrum für diese Attraktion. Es gibt Stadtrundgänge und Filmvorführungen.
Sonntag, 23. Mai 2021
Morgen (ich schreibe es schon Samstag abend) geht es in Richtung Östersund, dort für eine Nacht und dann nach Ristafallet Camping. Da bleibe ich wieder 3 Tage. Unbedingt sind dort einige Wasserfälle für mich ein Highlight auf dieser Reise. Aber das was in Arboga hinter mir liegt ist im Moment emotional nicht steiger- und messbar. Ein sich strudelnder Gefühlsrausch, der mich einen Tag lang rastlos umherziehen ließ. Darüber habe ich ja schon berichtet. Lustigerweise habe ich heute Abend mit anderen Campern nach der Abwaschstelle gesucht und die Frau und ihr Mann liefen hier auf dem Platz zum nächsten Servicehaus ca. 150 Meter entfernt und sie gaben mir das okay das er dort ist. Der Abwaschbereich. Die beiden kommen aus Skane ca. 50 Kilometer von Helsingborg entfernt. Aus Klippan in der Provinz Skane und der historischen Provinz Schonen. Sie sprach sehr gut deutsch, fast ohne Akzent. Ich unterhielt mich recht gut mit ihr. Also ich dann wieder zum Auto zurücklief wollte ich eigentlich vom See noch Drohnenaufnahmen machen. Aber dann kam der Servicemann von First Camp um sicherlich hier die Servicehäuser zu kontrollieren, nehme ich an. Ich wollte gerade ins Auto einsteigen, da sagte Per Eric, dass er hier gleich am Servicehaus, was mir genau gegenüberstand, die Bereiche aufschließt zum Abwaschen und Kochen. Na toll. Ich hätte dort gleich alles erledigen können. Aber das ist nun nicht dramatisch. Ich gucke gerade aus dem Fenster und es ist noch nicht dunkel, nicht mal ansatzweise. Das bringt mich ja wieder auf den Gedanken, dass ich hier über dem 62° Breitengrad bin. Und somit auch in der Mitte Schwedens. Und da war ich heute tatsächlich. In Sveriges Mittpunkten. Die Fahrt da hoch zum Flatalocken war holprig und von Schotterstaub geprägt. Und steil im serpentinförmigen Schlängelweg nach oben. Aber dann war dieser Ausblick und ein schönes Cafe da oben, dass aber leider noch geschlossen war. Die Schweden haben eben noch nicht Semestern.
Aber nun noch mal um auf Per Stockholm Eric zurück zukommen, es wurde dann ein Gespräch über eine Stunde lang. Er sprach viel Englisch, auch schwedisch. Er erzählte mir viel über seine Schwester, eine kleine zierliche Person, eine Professorin an der Universität in Stockholm und jetzt aber in Amerika lebt. Noch ganz viel anderes erfuhr ich über ihn und das er wenn hier die Plätze ab Oktober dicht sind, er nach Mallorca reist. Und das Per Eric auf Snömobil allergisch ist, ja anscheinend hatte er da mal einen Unfall, er zeigte auf seinen Rücken. Und er erzählte auch von einer jungen Frau, die mit 29 Jahren schon mehrere Fehlgeburten hatte, dann hatte sie aber einen Siberian Husky, und dieser Hund war dann ihr Kind. Aber was am interessantesten war, mit welcher Emotionalität er diese Sachen erzählte, die ihn beschäftigten. Das Drogen die Jugend kaputt macht, dass man sich einfach synthetische Drogen für 5 Kronen kaufen kann. Das fand er so schrecklich. Und das sein Hund, ein Irish Setter auch für ihn ein und alles ist. Und gut aufpasst. Dann kam noch der Mann hinzu, der mit deutete das im oberen Servicehaus der Abwasch zu erledigen wäre und Per Eric erklärte ihm auch noch mal wozu er herkam. Sie unterhielten sich auch noch über dies und jenes und es war wieder faszinierend einfach zu zuhören. Zu hören wie Wörter ausgesprochen werden, und wie sie betont werden. Das ist das was ich auch mag, sich mit Einheimischen zu unterhalten, es zu versuchen oder einfach nur hinzuhören.