Woche 2 – auf Gotland, Mittelalterwoche in Visby

GOTLAND - VISBY - MEDELTIDSVECKAN

Woche 2 vom 6. August - 13. August 2022

Sonntag, 7. August 2022, Visby Strandby Camping

Die Fähre auf Gotland von Oskarshamn legte pünktlich ab und – jetzt merke ich gerade, dass ich das ja schon einmal schrieb, nämlich gestern auf der Fähre. Dort hatte ich schön Zeit mein Reisetagebuch weiter zu schreiben. Und es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich tatsächlich völlig relaxed im Urlaub angekommen bin. Ich verwechsele schon die Tage. Gestern Nachmittag bin ich nach einer kurzen Ruhepause auf dem Campingsessel in die Stadt gelaufen. Ich war ja neugierig wie weit die Vorbereitungen für die Medeltidsveckan waren. 

Die Mittelalterwoche

https://medeltidsveckan.se/

Seit 1984 wird auf Gotland die Mittelalterwoche veranstaltet. Das Festival, dass in der 32. Kalenderwoche stattfindet lockt Besucher aus aller Herren Länder an.  Und wieder war ich gleich begeistert von der See, dem Hafen und den vielen Eiscafés am Hafen. Und der entspannten Stimmung. Eine ganze Woche hatte ich Zeit Visby zu erkunden. Ich freute mich so sehr. Denn hier ticken die Uhren anders. Ich bin insgesamt über 8 km gelaufen. Aber das habe ich erst gemerkt, als ich wieder im Wohnmobil war. Ich hatte die Schweden Topo App eingeschaltet, bevor ich los lief. Sie misst Strecke, Geschwindigkeit und Höhenunterschiede. Dann hatte ich mir schon in Maps einige Punkte ausgesucht, die ich sehen wollte. Auch den Galgen von Visby. Es sind 3 Säulen oberhalb von Visby, der Galgberget und er liegt in einem Naturreservat.  Dort wurden tatsächlich im Mittelalter Leute gehängt.

Bisschen schlapp aber auch glücklich mich bewegt zu haben schlief ich beim fernsehen ein. Und stellte fest, dass ich andersherum lag, weil es so bequemer war, was zu lesen oder was auf dem Tablet zu schauen. Ich blieb gleich so liegen als ich nachts nochmal aufwachte. 

Gegen Mittag ging ich zum Eingang des Mittelaltermarktes. Denn ich hatte den Mittelalterpass ja schon vor einigen Monaten gebucht. So zeigte ich den Strichcode auf dem Handy und bekam wie beim Sweden Rock auch, ein Festivalband. 

VISBY – DIE HANSESTADT
Visby ist die besterhaltene mittelalterliche Stadt Skandinaviens mit schönen Meeresblicken, malerischen, kopfsteingepflasterten Gassen und einer üppigen Blumenpracht überall an den vielen alten Häusern und die Ruinen ziehen die Besucher und Einwohner in ihren Bann. Im Mittelalter floriert der internationale Handel und die Seefahrt nimmt zu. Im 12. Jahrhundert ist der Wikingerort Visby die Handelsmetropole von Gotland. Viele ausländische Kaufleute siedeln sich hier an. Die Hanse – ein Handelsbund zwischen Kaufleuten im Ostseeraum – und die niedrigen Steuern verhelfen den Gotländern zu Reichtum. Dadurch können sie in Visby prächtige Kaufmannshäuser und auf dem Land stattliche Höfe bauen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichten die Einwohner von Visby die Ringmauer und sperren die Bauern aus der Stadt aus. Dadurch kommt es 1288 zum Bürgerkrieg. 

Und dann tauchte ich ein in die so vielfältige Mittelalterzeit. Lauschte Gesprächen von Käufern, die Fragen stellten an den verschiedensten Marktständen. Um 15.30 Uhr ließ ich mich mit vielen anderen Schaulustigen einfach auf der Wiese nieder um der lustigen Gauklertruppe “Pest & Kolera” zu schauen zu können. Es war so lustig und unterhaltsam, alle lachten um mich herum über die Gags der Truppe. Und es war kurzweilig, vielleicht eine halbe Stunde. Das war angenehm. Hier und da hielt ich, kaufte Kleinigkeiten, meistens Mitbringsel, mal ein Lederband für Schmuck. Weiter ging es in Richtung Arena, denn dort begann 19 Uhr die Begrüßungs- und Eröffnungsnacht und dies sollte bis 21.30 Uhr gehen. Später angekommen am Visby Strandby Camping beendete ich meine heutige Tour mit einer schönen heißen Dusche. 

Mittwoch, 10. August 2022

Schon Halbzeit. Aber die Zeit verging nicht wie im Fluge, sondern ich fülle jeden Tag viel hinein. Ich sage mir ganz oft, lebe nach dem Motto: Gib deinem Leben mehr Tage, ja das auch, aber gib den Tagen mehr Leben. Jedenfalls im Urlaub. Das mache ich definitiv jeden Tag. Obwohl ich mir immer vornehme, tatsächlich nichts zu tun. Aber dann fällt mir doch was ein und los geht´s wieder ins nächste Abenteuer oder die nächsten Erkundungen. Zu Hause bin ich am allerliebsten bei meinen lieben Zwei- und Vierbeinern. Außer auch auf Arbeit, die mir jetzt wieder mehr Spaß macht und mich ausfüllt. Arbeit mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder mit Einschränkungen. Die vergangenen Tage war ich jeden Tag auf der Medeltidsveckan und Montag lieh ich mir ein Fahrrad für zwei Tage. Gestern war ich zu einer Pyrox Feuershow in der S:t Hans & S:t Per Ruin abends. Es war angenehm und mit mittelalterlichen Klängen unterlegt, ganz toll. Es war eine tolle Choreographie und Feuer und Licht mit den Klängen verzauberten die Zuschauer sehr. Es passte einfach zum Mittelalterthema. 

Dann war ich noch in einer anderen Ruine, der S:t Nicolai. Dort wurde ein Cosplay-Wettbewerb ausgetragen. Was auch sehr schön war. Angemeldet haben sich nicht so viele Cosplayer. Etwa 10. Viele hatten ihre Kostüme selbst gestaltet und hergestellt. Andere haben sich die Einzelteile zusammen gekauft. Es musste aber eine Figur aus einem Spiel oder einem Film dargestellt werden. So war zum Beispiel “Link” aus dem Spiel “Zelda” mit dabei und eine Dame von “Game of Throns”. Diese gewann auch den ersten Platz und bekam viel Jubel vom Publikum. Dann holte ich mir auf dem Markt eine schöne Knacker vom Grill. Ich hatte kurz vorher noch so für mich gedacht, “hier fehlt eigentlich so eine richtige Bratwurst”. Ich bemerkte schnell das die Dame deutsch sprach und unterhielten uns kurz. 

Donnerstag, 11. August 2022

Gestern hatte ich ja noch das Fahrrad zur Verfügung und fuhr zu den Cosplay Wettbewerb in die S:t Nicolai Ruin. Dieser ging nur eine Stunde und ich zog dann wieder weiter und bin über den Mittelaltermarkt geschlendert. Und ich hatte Hunger und ging an den Stand von den Polen und von Annelie. Keine Ahnung ob das ihr Deckname bzw. ihr Alias ist oder ob sie wirklich so heißt. Jedenfalls kamen wir ins Gespräch, sehr lange und kamen irgendwie auf eine Wellenlänge. Sie erzählte mir gleich ihre ganze Lebensstory. Da hätte ich doch schon stutzig werden müssen. In Frankfurt am Main aufgewachsen. Dort gab es nur Ausländer von denen sie regelmäßig verdroschen wurde. Dann bekam sie mit 18 Jahren wohl schon Magenkrebs, das war aber eine Art, die nur Jugendliche bekamen und der auch wieder von allein wegging. Dann hat sie alles ausgekotzt, schwarze Blut. Da war er weg, der Krebs. Hmmm. Wurde von den Eltern verstoßen, hat noch eine jüngere Halbschwester, die ihr wegen Erbstreitigkeiten jetzt das Leben erschwert mit Morddrohungen gegen sie und ihren Lebenspartner. 

Diese ganzen Geschichten könnten echt Stoff für eine Crime-Story sein. Sie ging mit 18 weg von zu Hause und nach Schweden. Sie baute sich langsam ein neues Leben auf. Seit über 30 Jahren ist sie schon in Schweden, wohnt seit 3 Jahren auf Gotland, ist aber in Stockholm gemeldet und hat dort eine Eigentumswohnung, die sie auch vermietet. Lebt irgendwie unter dem Radar der schwedischen Polis. Meine Güte, ich bekam Ohren. Jedenfalls tauschten wir die Nummern aus. Und heute früh zum Frühstück rief sie mich an und wir quatschten eine ganze Stunde. Sie wollte gern, dass wir uns treffen und ich glaubte eigentlich immer noch an ihre Geschichte und immer an das Gute im Menschen. Bei manchen Menschen läuft halt im Leben so einiges schief. Sie fragte mich wie alt ich sei. Sie sagte, sie wäre 7 Jahre älter als ich ich. Da regte sich bei mir was. Niemals, sie ist weit über 60, wenn nicht sogar schon 70 Jahre alt. Nun sagt man ja niemanden, na du siehst aber älter aus, eher das Gegenteil. Sieht sie aber und ist sie garantiert auch. Älter als 57. Sie ist nicht groß und sehr hager, aber Falten im Gesicht, am Hals und Händen verraten schon das biologische Alter. Da sagte mir mein Bauchgefühl, hier ist was nicht richtig. Wir wollten uns auf dem Markt treffen, sie suchte noch nach einem roten Kleid, wo sie mich dabei haben wollte. Ich sagte, ich weiß nicht so recht. Um 16 Uhr und heute bei der knalligen Sonne. Ich würde ihr Bescheid geben. Dann verabschiedeten wir uns. Und dann rief ich Wolfgang an um noch was abzusprechen wegen einer beruflichen Sache, die ich am PC noch erledigen wollte, bevor ich heute über die Straße zum Strand ging und nur sonnen und baden wollte. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und er überzeugte mich davon, dass ich mit ihr keinen Kontakt mehr aufnehmen sollte. Er malte mir Horrorszenarien aus und dies und das. Er wollte mir Angst machen. Das gelingt ihm nicht, mir Angst einzujagen, da braucht es schon was dazu. Ich habe genug Krimis gesehen, richtig düstere Nordische. Es reichte wenn ich einfach auf seinen Rat und mein Bauchgefühl hörte. Das tat ich auch und blockierte ihre Nummer und löschte sie. So nun endlich an den Strand…

Freitag, 12. August 2022

Nachmittags gegen 16 Uhr und ich sitze am Strand. Heute ist es noch heißer, dadurch das nicht so ein Wind wie gestern weht bekommt man es mehr zu spüren. Das tat gut, denn nun kommt doch noch ein Lüftchen was es erträglicher macht um in der Sonne zu sitzen. Auch heute habe ich es wieder total entspannt angehen lassen. Gegen 8 Uhr aufgewacht, habe ich mir gleich einen Kaffee gemacht und bin wieder ins Bett gekrochen. Gegen Mittag wurde ich schon wieder müde und so tranig, überlegte kurz ob ich in die Stadt will oder was unternehmen könnte ringsum. Aber nein, ich hatte keine Lust. Ich habe ja morgen noch Zeit bis 18 Uhr Zeit noch was zu machen. Um 19.30 Uhr fährt dann die Fähre nach Oskarshamn. Dann werde ich wohl erst nach Mitternacht in Olofström ankommen. Definitiv will ich nächste Woche eine Kanutour machen und die auch mit der GoPro aufnehmen. Und wenn es auch noch so heiß ist, werde ich wohl im Halen baden gehen. 

Gestern Abend habe ich noch bis kurz nach 1 Uhr mit den beiden Schwerinern nebenan geredet. Es war sehr angenehm. Wir haben Erlebnisse und Erfahrungen jeweils voneinander erfahren. Sie haben in Skandinavien ja wirklich schon eine Menge gesehen vor allem Norwegen und Finnland. Es waren schöne Erlebnisse, die sie mit mir teilten. Das macht Neugierde auf die beiden Nachbarstaaten von Schweden ein wenig größer. Aber ich will erst noch Schweden weiter erkunden, da ist noch so vieles was ich sehen möchte. Und dann habe ich gestern über Instagram, der Abdel, unser Hochzeitsfotograf und ein guter Freund auch in Schweden mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Mit Frau und Tochter an Bord, ach ja, der kleine Hund ist auch dabei. 🙂 Er wollte den Vildmarksvägen oben im Norden abfahren. Das ist auch ein Vorhaben für die Zukunft, aber ich brauche dafür definitiv 4 Wochen am Stück Urlaub. Dann würde ich sogar die Högstkusten im Osten hochfahren bis Umea und dann vielleicht rüber nach Norwegen, aber im Süden wieder runter und noch einige sehr sehenswerte Wasserfälle da oben mitnehmen auf der Tour. 

Sonnabend, 13. August 2022

Ich bin erst kurz vor Elf Uhr los gefahren und in Richtung Högsklinten von Visby. Ich wollte eigentlich noch Drohnenaufnahmen machen, aber als ich ankam merkte ich schon wie windig es war.  Dafür bin ich aber noch im Naturreservat herumgelaufen und konnte an einigen Stellen an den steilen Felsen wieder schöne Fotos machen. Ein voller Erfolg also, ich liebe das fotografieren um so meine Erinnerungen bildlich festzuhalten. Auf der Rücktour nach Visby hielt ich an einem Künstleratelier mit Cafe, Bageri und Ausstellungsräumen. Und einem Bokverkauf von alten Büchern. Ich find Bildbände aus der Gegend so toll und fand auch Einige über die nähere Umgebung und ganz Gotland und Farö. Bevor die Fähre ablegte wollte ich noch in den Maxi und Getränke holen, dann bräuchte ich in Olofström nicht extra einkaufen, die nächsten Tage. Dann hatte ich kurzerhand in Kalmar noch einen Stellplatz gefunden über camping.se Ich bekam zwar die Bestätigung und die Abbuchung, aber auf den extra Text, denn ich eingeben konnte, reagierte niemand. Die Rezeption war nur bis 21 Uhr geöffnet. Aber es ist sonst meistens kein Problem was zu hinterlegen. Das hatte ich auf dem Stellplatz Herrfallet bei Arboga im letzten Sommer schon erlebt. Also fuhr ich nachdem ich die Fähre in Oskarshamn verlassen hatte, gegen 22.30 Uhr etwa, in Richtung Kalmar und dann zum Stellplatz. Ich musste eine ganze Zeit durch einen Wald fahren, kam dann aber zu einem doch relativ großen und ein wenig chaotisch wirkenden Platz in einem Fichtenwald. Und dann ging ich mit meiner Taschenlampe vor zur Rezeption. Es war gerade kurz nach Mitternacht. Als ich versuchte anzurufen, kamen aus der Dunkelheit heraus zwei Gestalten. Ein Mann mit seinem Sohn, dieser auch etwas deutsch sprach. Ich erklärte das ich die Buchung hatte. Und dann regelte sich alles. Er sagte, ich könne mir dort und dort einen Platz suchen und zeigte mit der Hand in diese Richtung. Stromkasten war auch gleich da und er gab mir noch zwei Karten für das Servicehus. Die holte er aus dem Briefkasten heraus. Ich nehme ja an, sie hatten auf mich gewartet und sind immer mal gucken gegangen. Jedenfalls war ich froh das ich nicht weiterfahren musste. Früh trödelte ich bisschen rum, frühstückte gemütlich, ging noch mal am See schauen und fuhr dann Richtung Olofström. Es war heiß und meine eigentlichen Pläne warf ich schnell über Bord. Ich wollte Kalmar anfahren und dann zum Autofriedhof in der Nähe von Olofström. Ich stellte mir dann doch direkt Olofström ein und kam aber an Grönasens Älgpark vorbei. Da musste ich doch rein und ein paar Elche knutschen. 

Wieder bin ich abgeschweift mit meinen Gedanken in die Vergangenheit. Ich muss noch schnell mal in Visby anknüpfen. Also das Einkaufen schaffte ich nicht. Aber ich hatte noch Zeit um schnell noch ins Meer zu springen. Es war nur kurz aber die Abkühlung war so erfrischend. Dann schaffte ich es wirklich pünktlich zum check in. Und den Stellplatz in Kalmar zu buchen, war einfach auch wichtig, denn sonst hätte ich in der Nacht 3 Stunden, bei Regen, fahren müssen. Ich sagte mir, ich fahre nicht mehr übermüdet und werde dadurch unvorsichtig. Es gab schon einige von solchen Situationen. Auch mit dem normalen Auto.